Die Fehleranalyse – Unverzichtbar für Dein Prädikatsexamen

Die Fehleranalyse ist einer der wichtigsten Faktoren, die Dir zum Erfolg verhelfen können. Zu dem Ziel eines jeden Juristen: dem Prädikat.

Das erwartet Dich in diesem Artikel:

  • Wann soll die Fehleranalyse zum Einsatz kommen?
  • Warum ist die Fehleranalyse so wichtig?
  • Wie gehst Du an Deine Fehleranalyse heran?
  • Wie kann so eine Fehleranalyse aussehen?

Natürlich ist das kontinuieriche Führen einer Fehleranalyse ein zusätzlicher Aufwand. Es wird sich aber lohnen. Du wirst sehen, wie schnell Du dich verbessern wirst und wenn man sich darauf einlässt, kann die detektivische Fehlersuche tatsächlich auch Spaß machen. Sei dein eigener Detektiv und erstelle dir dein Fehleranalyse-Mastersheet!

1. Wann sollte die Fehleranalyse zum Einsatz kommen?

Die Fehleranalyse ist insbesondere von besonderer Wichtigkeit, wenn es um die Analyse Deiner Klausuren oder Aktenvorträge geht. Rückt das Examen immer näher, werden Klausuren immer wichtiger. Es reicht nicht aus, das Theoriewissen parat zu haben. Derjenige, der jurstisch und fachlich gut ist, schreibt nicht automatisch auch herausragende Klausuren. Das Klausurenschreiben ist ein Fähigkeit, ein “Skill”, wie jede andere auch, die erlernt werden muss. Führt man sich das vor Augen, so ergibt die Fehleranalyse Sinn. Es wird Dir immens helfen, zu analysieren, was Dein Korrektor lesen möchte, welche Punkte in den Musterlösungen immer wieder auftauchen und was als störend empfunden wird.

Kurzum: Nutz die Fehleranalyse bei sämtlichen Übungsklausuren, Übungsfällen, Aktenvorträgen oder Kurzvorträgen zu Deinem Vorteil.

2. Warum ist die Fehleranalyse so wichtig?

Ganz schlicht und einfach: Wer aus Fehlern nicht lernt, wird die gleichen Fehler immer und immer wieder machen. Aber Du bist schlauer. Du wirst aus jedem Deiner Fehler lernen und sie zumindest nicht auf Dauer wiederholen.

Jeder Jurist kennt es: Man schreibt eine Klausur oder eine Probeklausur, bespricht einen Fall in der Privat AG, meint es verstanden zu haben und legt die Klausur weg. Vielleicht ist man auch noch verärgert über die schlechte Benotung und möchte sich nicht weiter mit der Klausur auseinandersetzen und nichts mehr davon hören oder sehen. Nachvollziehbar.

Damit lässt Du Dir aber wertvolle Erkenntnisse entgehen. Jeder Fehler den du aufdecken kannst in einer schlecht bewerteten Klausur ist ein Fehler, denn du aktiv vermeiden kannst. Machst Du dich deiner Fehler nicht bewusst, wird sich auch nichts ändern. Dir wird nicht bewusst sein, dass Du immer wieder ein Schlagwort vergisst. Dass du in unverständlichen Schachtelsätzen schreibst oder der Normbezug fehlt.

Nicht ohne grund heißt es: “Ein Experte ist derjenige, der auf einem engen Feld alle Fehler gemacht hat, die man in diesem Feld machen kann”.

Nur durch eine strategische Analyse kannst Du zum Experten werden. Vielleicht geht es Dir auch so, dass Du theoretisch unglaublich viel weißt und es an der Umsetzung hapert. Vielleicht triffst Du nie genau das, was der Korrektor lesen möchte. Das sind Dinge, die Du erlernen kannst. Lerne zu denken, wie Dein Korrektor. Erkenne wiederkehrende Fehler und Muster und Du wirst erhebliche Notensteigerungen verzeichnen können.

Natürlich kann es auch nach einer vernünftigen Analyse dazu kommen, dass man einen Fehler noch einmal wiederholt. Die Wahrscheinlichkeit dafür reduziert sich aber erheblich.

3. Wie gehst Du an deine eigene Fehleranalyse heran?

Nachdem wir nun geklärt haben, dass eine Fehleranalyse unverzichtbar ist, wollen wir uns weiter damit befassen, wie man an eine solche Fehleranalyse herangehen kann. Selbstverständlich gibt es tausend Wege, wie man hiervorgehen kann. Ich möchte Dir die Variante vorstellen, die für mich und viele andere funktioniert hat.

1. Digital oder analog?

Zunächst einmal kann man sich die Frage stellen, ob man eine solche Fehleranalyse digital oder analog durchführen sollte. Es empfielt sich hierIch digital und nicht analog zu arbeiten. Der Vorteil: Du kannst immer weitere gefundene Fehler an der entsprechenden Stelle ergänzen und hast so am Ende kein zusammengefürfeltes Sammelsorium an Fehlern, die nicht mehr zu bestimmten Kategorien zuzuordnen sind.

2. Aufbau deines Fehleranalyse-Mastersheets

Erstelle für jeden Klausurtyp eine eigene Datei. Zum Beispiel für die V1 Klausur, für die Z1 Klausur und so weiter. Strukturiere deine Datei nach dem Aufbau der Klausur. Bilde Überschriften zu den einzlenen Punkten. Zum Beispiel bei einer verwalrungsrechtlichen Urteilsklausur zu “Rubrum”, “Tenor”, “Tatbestand”, “Prozessuale Vorfragen” und so weiter. Strukturiere innerhalb dieser Oberpunkte wiederum nach dem hier zu prüfenden Schema. Differenziere zum Beispiel bei den Entscheidungsgründen im Rahmen der Begründetheit nach “EGL”, “Formelle Rechtmäßigkeit” und “Materielle Rechtmäßigkeit”. Pflege gefundene Fehler in die entsprechenden Kategorien ein. Markiere Dir farblich besonders gravierende Fehler oder Dinge, auf die Du im besonderen Maße achten musst.

3. GO & NO GO

Grundsätzlich gilt: Am Ende soll dein Fehleranalyse-Mastersheet eine Zusammenstellung aus “Go’s” und “No Go’s” sein. Mache dich selbst darauf aufmerksam, worauf du achten musst, und was du auf keinen Fall in Klausuren tun darfst.

 

4. Begebe dich in die Perspektive deines Korrektors

Was heißt das konkret? Lies deine Klausur nicht als deine eigene. Stelle dir vor, die Klausur habe jemand anders verfasst und durchsuche die Lösung kritisch nach Fehlern. Neben den Korrekturhinweisen fallen Dir so vielleicht noch zusätzliche Punkte auf, die Du das nächste Mal besser machen kannst.

 

5. Inhaltliche Fehler prozessualer und materieller Natur

Zuerst solltest Du selbstverständlich nach fachlichen Fehlern suchen. Was hast Du inhaltlich falsch gemacht? Was hast Du komplett übersehen? Wo bist du falsch abgebogen? Welche rechtliche Struktur hast Du nicht erkannt?

Belasse es aber nicht bei der offensichtlichen Fehlersuche. Nachstehend ein paar Punkte, nach denen Du aktiv suchen kannst, die Dir helfen eine bessere Klausur zu schreiben.

6. Schalgwortsuche

Überprüfe, ob du sämtliche Schlagworte, die im Zusammenhang mit einem Problemkreis oder einem Themenkomplex zu bennenen sind auch tatsächlich in deinen Klausurtext eingepflegt hast. Wenn ich zu den einzelnen Rechtsgebieten Schlagwortlisten veröffentlichen soll, schreib es mir doch gern in die Kommentare.

7. Formulierungen

Oberstes Gebot ist die Verständlichkeit. Sind deine Argumente oder deine Ausführungen im Allgemeinen unverständlich, wirst Du hier keine Punkte absahnen können. Muss der Korrektor seine Arguemente mehrfach lesen, um sie zu verstehen, ist hier schon einiges verloren.

Frage Dich also:

  • Verwende ich viele Schachtelsätze?
  • Fehlen bei meinen Ausführungen juristische Begrifflichkeiten?
  • Sind meine Ausführungen nachvollziehbar?
 
8. Normbezug

Jura bedeutet nicht, einen Besinnungsaufsatz zu verfassen. Für jedes Argument, für jeden Anspruch und fast in allen sonstigen in Betracht kommenden Fällen exitiert ein entsprechender Normbezug. Woher nimmst du die Pflichten des Mieters zur Zahlung des Mietzinses? Stelle keine Behauptungen in den Raum ohne einen Normbezug.

Quicktipp: Meistens hilft es schon vor dem Verfassen einer Klausur einen Klebezettel, beschriftet mit “Normbezug” vor sich auf den Tisch zu kleben.

9. Genaue Zitation

Nichts gehts den Prüfern mehr “auf den Senkel” als ungenaue Zitation. Wenn es in der relevanten Norm verschiedene Absätze, Sätze, Halbsätze und Varianten gibt, dann sollte die hier einschlägige Variante genau zitiert werden. Prüfe also selbst nach, ob du genau genug zitiert hast.

Auch die Handschrift kann als “Fehler” gewertet werden. Ist deine Schrift kaum lesbar, kann der Korrektor an dieser Stelle kaum etwas inhaltliches bewerten. Muss der Korrektor jedes Wort mit Mühen entziffern, so gehen hier jedenfalls aus Sympathiepunkte verloren. Überprüfe also, ob deine Handschrift bemängelt wird oder du deine Schrift selbst kaum mehr lesen kannst.

Quicktipp: Um deine Handschrift zu verbessern, wähle eine Schriftart in einem Wortdokument aus und drucke Dir in Klein- und Großbuchstaben das Alphabet aus und versuche Dich künftig dem Schreibstil anzunähern.

10. Lesen, lesen, lesen!

Es reicht nicht aus, sich einfach nur ein Fehleranalyse-Mastersheet anzufertigen. Lies die Datei jedes Mal, vor jeder Klausur, vor jedem Aktenvortrag, um die zu vergegenwärtigen, worauf du achten musst.

Quicktipp: Druck dir unmittelbar vor deinem Examen die Dateien aus und lies sie vor den jeweiligen Klausuren. So hast du eine Aufgabe kurz vor den Klausuren und schaust Dir noch einmal die wichtigsten Punkte an, die du beachten musst und die bereits in Klausuren gelaufen sind.

4. Wie kann eine solche Fehleranalyse aussehen?

Hinweis: Es geht nicht darum, die Fehleranalyse besonder “hübsch” zu gestalten. Es kommt auch nicht auf die korrekte Rechtschreibung an. Diese Fehleranalyse ist nur für Dich! Gestalte sie so, wie es für Dich richtig ist. Hauptsache Du machst eine Fehleranalyse.

Wenn Du mehr Beispiele einer Fehleranalyse sehen möchtest, schreib es mir gern in die Kommentare.

Wenn Dir der Artikel gefallen hat, lass mir doch gern ein 👏🏻 da. Bei Fragen oder Anmerkungen schreibe mir gerne persönlich oder hinterlasse einen Kommentar. Schreib mir auch gerne in die Kommentare, ob und wie Du Deine Fehleranalyse machst. Ich freue mich auf Eure Rückmeldung.

5. HIER gehts zum Active Recall Sheet, dem Lerntool von StudyStunner®

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