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Eine Erfolgsgeschichte – Theresa
Mit Theresa habe ich wenige Wochen zusammenarbeiten dürfen. Sie kam auf Empfehlung einer Ehemaligen weshalb ich sie trotz des kurzes Zeitraums, in dem ich helfen durfte, in das Langzeit-Programm für die mündliche Prüfung aufgenommen habe. Die Zusammenarbeit war intensiv, denn wir hatten wenig Zeit, um die wichtige Themen zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung durchzugehen. Doch sie hat nicht aufgegeben. Sie hat jeden Tag weiter gekämpft, um ihr Traumziel erreichen zu können. Ich erinnere mich an die unzähligen Gespräche, ob sie sich zutrauen durfte, was ich ihr schon längst zutraute. Ich erinnere mich an viele Gespräche voller Zweifel. Sie hat trotz ihrer Zweifel gehandelt. Sie ist trotz ihr Zweifel weiter gegangen. Sie hat sich trotz ihrer Zweifel der Herausforderung gestellt. Das ist Mut. Das ist für mich Stärke. Trotz Zweifel, Unsicherheit und Angst voranzuschreiten. Ihr Geschichte wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich habe sie gefragt, ob sie bereit ist, ihre Geschichte für uns aufzuschreiben. Denn ich glaube, dass sich viele Menschen, in ihr und ihren Gedanken wieder erkennen können. Und ich glaube, dass sie und ihre Geschichte für viele Menschen eine unglaubliche Inspiration sein wird. Lasse dich also inspirieren durch ihre Geschichte.
Ich (und sie auch) freuen uns, wenn du deine Gedanken darüber mit uns teilst. Ich gebe Nachrichten, die mich über ihre Geschichte erreichen an sie weiter. Du kannst ihr also ein paar liebe Worte schreiben, wenn du dich durch ihre Geschichte berührt fühlst.
Und nun zu ihrer Geschichte:
Als ich angefangen habe, diese Geschichte zu schreiben, war die mündliche Prüfung knapp zwei Wochen her. Vor ein paar Tagen hatte ich mein Zeugnis in der Post. Note: „Vollbefriedigend“. Das weiße, dicke Papier mit dem Landeswappen lag vor mir auf dem Küchentisch und in diesem Moment hat es das erste Mal so richtig Klick gemacht: Ich habe es geschafft. Zweites Examen in der Tasche, und das auch noch mit dem heiß begehrten „Vollbefriedigend“. Wenn mir das zu Beginn des Referendariats jemand gesagt hätte, den hätte ich für verrückt erklärt. Niemals hätte ich das für möglich gehalten.
Mittlerweile sind fast 4 Wochen seit der mündlichen Prüfung vergangen, das Zeugnis ist im Schrank verschwunden und so richtig glaube ich es immer noch nicht. Vor allem kann ich nicht glauben, dass jemand (mehrere, und zwar sämtliche Korrektoren und Prüfer, offensichtlich) der Auffassung sind, dass meine Leistungen für diese Note gereicht haben.
Erstes Examen: Ausreichend.
Daran kann ich mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. Erst die Liste und die damit verbundene Euphorie, bestanden zu haben. Und dann die Ernüchterung, als die Noten eingetroffen sind. Knappe Sache, in der Mündlichen kann ich immer noch durchfallen. Panik. Aber auch Bestätigung, denn: Irgendwie habe ich es gewusst. Schließlich kann ich kein Jura. Und zu blöd bin ich sowieso. Wie zur Hölle soll das für das Zweite Examen ausreichen? Wie soll ich jemals einen Beruf finden, der mir Freude bereitet, und in dem ich auch noch halbwegs gescheit verdiene? Wie soll ich überhaupt das Zweite Examen bestehen? Das kann doch eh nichts werden, bei solchen Leistungen im Ersten, mit mir will niemals mehr jemand etwas zu tun haben. Schließlich kann ich es einfach nicht.
All‘ diese Gedanken hatte ich. Und ich kann mich so genau daran erinnern, weil ich sie immer noch habe. Nicht mehr ganz so präsent und laut wie damals, aber sie sind da. Mal mehr, mal weniger, in einer gar nicht so kleinen Ecke meines Gehirns.
Nach dem ersten Versuch des ersten Examens war für mich klar: Verbesserungsversuch wird geschrieben. Angemeldet war ich schon. Während des Repetitoriums wurde meine Mama krank und sie starb ein halbes Jahr nach meiner ersten Mündlichen Prüfung.
Einen Monat später wollte ich die Klausuren für den Verbesserungsversuch schreiben, aber daraus wurde nichts. Letzte Chance: November. Die Klausuren wurden geschrieben, ohne richtige Vorbereitung. Die Mündliche Prüfung wäre im April gewesen, der Start des Referendariats im Mai. Es war perfekt geplant. Zur Mündlichen Prüfung bin ich nicht hingegangen, einen Tag vorher habe ich mich abgemeldet. Denn die schriftliche Vornote war genauso gut oder schlecht wie im Erstversuch. Riesige Ernüchterung: war ja klar, wie soll das jemals was werden, ich kann es nicht. Der Gedankenkreisel wiederholte sich, quasi zu jeder Tages- und Nachtzeit. War aber jetzt auch nicht mehr zu ändern, denn fürs Referendariat war ich angemeldet und zugelassen.
Also neuer Plan: ab jetzt mache ich alles besser. Ich bin fleißig ab Tag 1 und lasse die anderen gar nicht merken, wie dumm ich bin und was ich alles nicht kann. Vielleicht fällt mein Versagen dann gar nicht auf. Und ich kann alles besser und anders machen und endlich besser sein.
Tja, so richtig hat das nicht geklappt. Es fühlte sich richtig mies an, und natürlich konnte ich das Meiste nicht. Gefühlt aber alle anderen schon. Wir hatten so schlaue Menschen in der AG, wie sollte ich mit denen mithalten können? Ab dem ersten Tag hatte ich Panik. Panik, dass jemand meine Dummheit erkennt. Panik, im Examen zu versagen. Rückblickend war das Blödsinn. Es hat so viel Energie gefressen und hat es geholfen? Nein, natürlich nicht. Nur, weil ich mich Tag ein, Tag aus selbst nieder gemacht habe, konnte ich trotzdem nicht mehr. Natürlich nicht. Dabei hatte ich so gute Vorsätze.
Die allererste AG-Klausur: 3 Punkte. Gut, das war’s dann wohl mit dem Examen. Ich schaffe das niemals. Immer und immer und immer dieselben Gedanken. Ich bin zu blöd, ich kann das nicht, mit mir will niemand was zu tun haben. Und diese Gedanken bin ich bis heute nicht vollständig los geworden. Allerdings sind sie leiser geworden. Unmerklich, keine Ahnung, wie. Auch, wenn ich es mittlerweile schwarz auf weiß habe, dass ich doch was kann.
Zu Beginn des Referendariats bin ich eher durch Zufall in eine Lerngruppe mit zwei Jungs reingerutscht. Zwischendurch habe ich es gehasst. Jetzt weiß ich: es war riesiges Glück, die beiden gefunden und diese Lerngruppe durchgezogen zu haben. Wir haben uns regelmäßig getroffen und gelernt. Fälle besprochen, Klausuren gelöst, die AG vorbereitet, über Jura gesprochen. Beide waren gut. So richtig verstanden, warum gerade ich, der größte Depp vom Dienst, auch Teil dieser Gruppe war, habe ich nicht. Aber wir wurden Freunde. Und Freunde halten zusammen und denen ist es egal, was man für eine Note im ersten Examen hat. Oder in der ersten AG-Klausur. Oder überhaupt. Es spielt keine Rolle. Und die beiden wurden nicht müde, mir das wieder und wieder und wieder zu sagen und zu zeigen. Egal, wie negativ ich über mich und meine Leistungen gesprochen habe. Egal, wie wenig ich verstanden habe. „Wir haben das zusammen angefangen und wir ziehen das zuende durch, was hälst du davon? Wir besprechen das solange, bis es auch der Letzte von uns versteht. Und wir sind auch noch mit dir befreundet, wenn du dein Examen super gut oder super schlecht oder gar nicht bestehst. Das kannst du dir merken.“ So oder so ähnlich lauteten regelmäßig die Ansprachen, entweder persönlich oder per WhatsApp. Ich denke, ihr versteht, worauf ich hinauswill. Auch wenn es etwas geholfen hat: ich habe an mir gezweifelt. Permanent.
Irgendwann kamen die Klausurwochen der F-AG. Vier mal vier Klausuren, benotet, Vorbereitung und Generalprobe fürs Examen. Angefangen habe ich mit 3 Punkten. Mal wieder. Und ich bin auch noch durch mehr Klausuren durchgefallen. Und habe es gehasst.Aber ich habe weiter gemacht. Und gelernt. Und war niedergeschlagen und frustriert und habe weitergelernt.
In der letzten Klausurwoche lag mein Schnitt irgendwo zwischen 7 und 9. Immer noch kein Schocker, aber immerhin: ich habe mich verbessert. Konnte ich jetzt auch nicht so viel gegen tun, denn es stand ja da. Der Gedanke: Vielleicht bringt das ja doch etwas, was wir hier machen. Die Stimme war ganz leise, aber an manchen Tagen lauter als die negative. Fast wie eine Erholung für mein angestrengtes Gehirn. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Auch bei anderen aus unserer AG ist mal die ein oder andere Klausur unterm Strich gelandet. Auch anderen ist es schwer gefallen, manchen vielleicht sogar noch schwerer als mir, will ich heute behaupten. Das habe ich aber damals nicht gesehen. Denn meine negativen Gedanken waren laut und präsent und haben keine Entschuldigung oder Ausrede oder Relativierung zugelassen.
Wir haben gelernt wie die Blöden. Kaiser-Seminare rauf und runter gehört. Einmal 7 Wochenenden hintereinander. Als es auf die Klausuren zuging, teilweise AG dreimal die Woche. Stundenlang. Gefühlt habe ich gar nichts geschnallt. Der Stoff wurde immer mehr und immer mehr. Und ich immer überforderter. Und jedes Mal wollte ich die AG am liebsten absagen, weil ich es eh nicht konnte. Und jedes Mal bin ich wieder hingegangen und habe doch ein bisschen was gelernt.
Die Zeit wird durch negative Gedanken natürlich auch nicht angehalten, und so standen schneller als gedacht die Examensklausuren vor der Tür.
Und eine andere Wahl als hinzugehen gab es nicht. Also Vollgas. Zweites Staatsexamen, es wird ernst. Ich hatte Panik. Natürlich, was auch sonst. Meine ganze Zukunft hing nach meinem subjektiven Empfinden von 8x 5 Stunden ab, auf die ich so mörderschlecht vorbereit war, wie kaum jemand. Rückblickend weiß ich, auch das war Käse. Und ich ärgere mich, dass ich nicht mehr an mich geglaubt habe. Es hätte nicht geschadet. Sondern im Gegenteil, nur geholfen. Weniger Energie gekostet, vielleicht sogar motiviert und Spaß gemacht. Und alles wäre ein bisschen weniger schwarz gewesen.
Hinterher die Klausuren besprechen, war das eine doofe Idee? Keine Ahnung. Aber ich konnte auch nicht anders. Manchmal war das Gefühl ok, aber insgesamt eher ein Desaster. „Durchgefallen“, hat in meinem Kopf alles geschrien. „Abwarten, und darüber nachdenken, wenn es soweit ist, du kannst es nicht mehr ändern“ kam aus der anderen Richtung. Wie Ping Pong in meinem Kopf. Was aber die Besprechungen gezeigt haben: Keiner wusste alles. Und Niemandem (Gut, Ausnahmen bestätigen die Regel, aber ihr wisst, was ich meine) ist es leicht gefallen. Für alle war es anstrengend und schwer. Das hat mich immerhin ein bisschen beruhigt.
Zwischendurch hatte ich ganz zaghaft die Stimmen meiner Freunde und meines Freundes im Kopf: „Was, wenn doch? Was, wenn es klappt? Dann machst du dir die Zeit hier gerade zur Hölle, für Nichts. Wenn es nicht klappt, kannst du drüber nachdenken, wenn es soweit ist, wie wärs? Nicht jetzt schon, denn es noch nichts passiert.“ Manchmal hat das geholfen. Ein VB wollte ich gar nicht. Oder falsch, ich habe mich nicht getraut, das zu wollen. Befriedigend. Das wäre toll. Kein Ausreichend, wie im Ersten. Vielleicht habe ich dann doch eine Chance auf einen guten Beruf, der mir Spaß macht.
Aber dann waren da wieder die Gedanken ans Erste Examen. Und an das Gefühl von früher. Und die Ernüchterung: Als ob ich jetzt auf einmal besser bin als damals. Ausreichend. Mehr nicht.
Allerdings diesmal und an guten Tagen gepaart mit dem kleinen Hoffnungsschimmer und Wunsch, dass es vielleicht doch diesmal besser gelaufen sein könnte. Schließlich war ich auch nicht mehr dieselbe Person wie damals. Am liebsten hätte ich es geleugnet, aber das ging nicht: ich habe dazu gelernt. Mich verändert, meine Lebensumstände verändert. Und mich anders auf das Zweite Examen vorbereitet.
Genauso schnell waren die Klausuren auch wieder vorbei. Erleichterung, gepaart mit der altbekannten Panik. Und die Erkenntnis: erstmal passiert jetzt nichts, Abwarten ist angesagt. Wahlstation. Sie hat mir riesigen Spaß gemacht. Allerdings habe ich im Vorfeld 10, 15 Bewerbungen geschrieben, bis ich die Stelle hatte. Denn: mein Erstes Examen war halt nur „ausreichend“. Aber dennoch: ich habe eine Stelle in einem großen Unternehmen bekommen und es war super. Hier schöpfte ich dann doch wieder ein bisschen Mut: „Wenn ich das mit meinem „schlechten“ ersten Examen trotzdem schaffen kann, dann schaffe ich das auch mit einem „schlechten“ Zweiten. Irgendetwas werde ich finden, immerhin bin ich dann Volljuristin. Und zur Not, ganz zur Not, schreibt man halt nochmal. Wenn man den bestanden hat…“ und der Kreisel drehte sich. Aber die Gedanken waren wenigstens ein bisschen positiver.
Auch das hat rückblickend einfach nur Energie gekostet und mich genau keinen einzigen Schritt weiter gebracht. Im Gegenteil, es hat mich limitiert. Durch das erste Examen und die damit verbundenen negativen Gedanken hatte ich ein derart mieses Selbstwertgefühl, dass ich mir wirklich wenig zugetraut habe. Und ich vermute, das hat auch mein Umfeld gemerkt. Meine abgelieferten Arbeiten waren gut, und auch, wenn sie mal nicht gut waren, war das kein Drama. Im Gegenteil, ich war da, um zu lernen. Und es besser zu machen. Ich wünsche mir heute, dass ich das damals schon gewusst hätte. Es hätte so vieles so viel leichter gemacht.
Als die Noten bei den ersten aus unserer AG eintrudelten, kehrte die altbekannte Panik zurück. Dann kam mein Brief: befriedigend, in der mündlichen Prüfung könnte ich ein VB schaffen. Ich konnte es nicht fassen. Dieser Gedanke war so absurd, dass ich mehrere Tage in Folge immer wieder den Schnitt der Klausuren ausrechnete, um sicher zu sein, dass ich mich nicht verrechnet habe.
Aber so richtig erleichtert war ich trotzdem nie, denn: jetzt war der Druck da. Hausgemacht, klar. Aber er war da. Ich wollte das VB. Und habe es mir gleichzeitig nicht ansatzweise zugetraut. Im Gegenteil, ich hatte Angst davor, dass die Prüfer in der mündlichen Prüfung erkennen, dass ich eigentlich gar nichts kann, die Noten aus den Schriftlichen ein Versehen waren und ich runtergeprüft werde. Und somit war auf einmal die Diskrepanz in meinen Gedanken so groß, dass ich gar nicht mehr wusste, wohin mit mir. Das war im Ersten anders: da ging es ums Bestehen. Jetzt ging es um meine eigenen Anforderungen und Ansprüche an mich selbst, und ich legte die Latte hoch, sehr hoch. Ohne zu wissen, wie ich sie erreichen soll.
Mir war klar, ich brauche Hilfe. Von einer Bekannten wusste ich, dass sie bei Isabelle im Langzeit-Programm war. Allerdings hatte ich bis zur Mündlichen nur noch ein paar Wochen. Ich habe eine Nachricht an Isabelle geschrieben, und ein paar Tage später fingen wir trotz der wenigen verfügbaren Zeit an mit der Zusammenarbeit, direkt zweimal die Woche.
Lernalltag analysieren und strukturieren, Lerninhalte erarbeiten, erstellen und strukturieren, Lerneinheiten planen, Aktenvorträge üben und analysieren, Prüfungsgespräche analysieren, Lernunterlagen analysieren, und so weiter und so weiter.
Es war anstrengend. Sehr anstrengend. Es hat sich mies angefühlt und subjektiv habe ich mich überhaupt nicht verbessert, sondern wurde immer wieder mit dem konfrontiert, was ich gar nicht kann: Jura. Und diesmal sogar vor Publikum. Gleichzeitig war ich frustriert wegen der „schlechten“ Vornote. War ja schließlich nur ein befriedigend. Eigentlich so ein absurder Gedanke, denn: Hallo, es ist ein befriedigen?! Aber auch jetzt noch habe ich es geschafft, mich zuverlässig selbst nieder zu machen.
Meine negativen Gedanken und Selbstzweifel waren permanent präsent. Ich habe sie mit Isabelle geteilt, sie hat es sich angehört und jedes Mal versucht, mich positiv zu bestärken und davon abzubringen: „Was, wenn doch? Was, wenn alles so klappt, wie du es dir wünschst?“.
Zu behaupten, die Gedanken seien in der kurzen Zeit der Zusammenarbeit vollständig verschwunden, wäre gelogen. Aber es wurde besser. Mein Lernalltag hatte auf einmal Struktur, ich hatte einen Plan, was ich wann lerne. Hatte nicht mehr das Gefühl, zu schwimmen. Und die Gewissheit, dass mir jemand den Rücken stärkt, die sich auskennt: Isabelle. Immer mal wieder ein kleines bisschen Zuversicht. Und ich habe Fortschritte gemacht, die ich selbst zwar gar nicht wahrgenommen habe, Isabelle aber schon. Und darauf hat sie mich wieder und wieder hingewiesen. Und jedes Mal, wenn die negativen Gedanken Überhand nahmen, habe ich versucht, zu denken „Was, wenn doch?“.
Rückblickend sagen: ich habe nicht aufgegeben. Kein Aktenvortrag, den ich in der Lerngruppe oder vor Isabelle gehalten habe, traf die Lösungsskizze. Ich habe mich unfassbar geschämt, jedes Mal. Wegen meiner empfundenen Inkompetenz und aus Angst, Isabelle könnte erkennen, dass die Noten aus den Klausuren ein Versehen waren und ich in Wahrheit gar nichts kann.
Aber dem war nicht so. Sie war wie ein kleiner Cheerleader in meinem Kopf, der mir nicht permanent vorgesungen hat, wie toll ich bin, sondern die Möglichkeit aufgezeigt hat, dass alles gar nicht so negativ ist oder sein muss, wie es in meinem Kopf schon fast betoniert war.
Das Programm hat mir viel geholfen und ich habe eine Menge über mich selbst gelernt. Ich würde es jederzeit wieder machen. Vor allem habe ich mit Isabelles Hilfe gelernt, über mich selbst hinauszuwachsen. Und zwar am Tag der Mündlichen Prüfung. Dafür, dass ich am liebsten gar nicht hingegangen wäre vor lauter Angst, lief es erstaunlich gut. So gut, dass ich am Ende mit einem „Vollbefriedigend“ den Laden verlassen konnte. Bester Prüfling meiner Kommission. Und der Beweis dafür, dass ich doch ein bisschen was auf dem Kasten habe. Haben muss. Sonst wären nicht drei Prüfer der Auffassung gewesen, ich hätte ein Vollbefriedigend verdient.
Ganz glauben kann ich es immer noch nicht. Aber dann denke ich an mein Zeugnis, in dem es schwarz auf weiß steht. Und versuche, stolz auf mich zu sein. Auch das muss ich noch üben. Aber es ist ok. Man darf und soll stolz auf sich sein.
Im Zweiten Examen werden die Karten neu gemischt. Es sind ein paar Jahre seit dem ersten Staatsexamen vergangen, und in dieser Zeit kann so viel passieren. Dinge, die einen selbst beeinflussen und daher auch den Ausgang des Zweiten Examens. Nur, weil das Erste gut war, muss nicht auch das Zweite gut sein. Und andersherum genauso: nur, weil das Erste schlecht war, muss nicht auch das Zweite schlecht sein. Eigentlich ganz simpel.
Oft denke ich noch zurück an das Referendariat und an die Zeit vor den Klausuren und vor der Mündlichen Prüfung und an meine Gedanken und Gefühle. Und einerseits bin ich froh, dass die Zeit endlich vorbei ist. Aber andererseits wünsche ich mir, ich könnte zurück und meinem Vergangenheits-Ich sagen: Halte durch, glaub‘ an dich, trau dir was zu. Mach‘ dich nicht so schlecht, sei lieb zu dir. Du kannst es schaffen. Du bist genug. Und guck‘ dir die anderen an: für niemanden ist das ein Cakewalk. Vor allem aber: genieße den Prozess. Habe Freude an deinen Fortschritten und nimm sie an, auch, wenn sie noch so klein sind. Denn sie sind da, sie müssen da sein, wenn man einfach immer weiter macht. Und sie verdienen es, von dir gesehen und gefeiert zu werden.
Theresa und ich würden uns sehr über einen freundlichen Kommentar unter diesem Blogpost freuen. Teile deine Gedanken mit uns und ob du dich durch diese Geschichte berührt oder angesprochen gefühlt hast.
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