Be a Problem Detector – Problembewusstsein in juristischen Klausuren stärken ⚠️

“Das Problem zu erkennen, ist wichtiger als die Lösung zu finden. Denn die genaue Darstellung führt fast automatisch zur richtigen Lösung.” – Albert Einstein

 

I. Einführung


Das fehlende Problembewusstsein ist einer der Hauptfehler in Klausuren. Es wird einen weiteren Artikel zu “Common Mistakes in juristischen Klausuren” geben. Gleichwohl ist es wichtig, nicht nur auf die Fehler und Probleme in Klausuren hinzuweisen, sondern vielmehr geeignete Lösungen zur Verfügung zu stellen. Das soll dieser kurze Artikel in Bezug auf das Problem: Fehlendes Problembewusstsein bieten.

 

II. Wieso ist ein ausgeprägtes Problembewusstsein wichtig?


Warum solltest du an deinem Problembewusstsein arbeiten?

Vielleicht müssen wir uns eine andere Frage stellen: Was passiert, wenn du nicht daran arbeitest? Wenn du nicht an deinem Problembewusstsein arbeitest passiert Folgendes: Du löst Klausuren ohne richtige Schwerpunkte. Denn du hast ein Problem nicht erkannt oder nicht hinreichend ausführlich behandelt. Unter Umständen setzt du auch ganz falsche Schwerpunkte bei Klausurbereichen, die eigentlich recht unproblematisch sind. So oder so: Es wird Punktabzug geben. Entweder, weil ein Problem nicht gesehen worden ist. Ein Problem zu oberflächlich behandelt worden ist. Oder unproblematische Dinge zu einem Problem aufgebauscht worden sind.

Das alles sind Punktabzugs-Quellen, die durch taktisches Vorgehen zu vermeiden sind. Mangelndes Problembewusstsein hat vielfach nicht viel mit fehlendem Wissen zu tun. Umso ärgerlicher ist es, wenn man an dem Thema der Klausur vorbeischreibt.

 

III. Ist das fehlende Problembewusstsein tatsächlich dein Notenkiller?


Bevor wir uns einigen Strategien zur Stärkung deines Problembewusstseins befassen, sollten wir einmal näher untersuchen, ob der Punktabzug in der Klausur tatsächlich auf das mangelnde Problembewusstsein zurückzuführen ist….

Es ist Zeit erneut den karrierten Anzug und eine große Lupe hervorzuholen: Werde erneut zum Detektiv.

Analysiere deine Übungsklausuren und ermittle, ob das fehlende Problembewusstsein dazu geführt hast, dass deine Klausur nicht ganz so gut geworden ist, wie sie hätte sein können. Vielleicht steht genau der Begriff “Problembewusstsein” in deiner Bewertung oder am Rand deiner Klausur. Vielleicht steht es aber auch nicht ausdrücklich dort und du musst etwas genauer hinsehen. Achte auf Kommentare wie: “Problem nicht erkannt”; “zu oberflächlich”; oder “Erwägungen zu X fehlen” oder ähnliche, artverwandte Kommentare. Dies alles sind Anzeichen für ein schwaches Problembewusstsein.

 

IV. Wie kannst du dein Problembewusstsein stärken?


Nun möchte ich dir gerne die Angst nehmen. Hast du dich in Vorstehendem ein wenig wiedererkennen können? Hast du das Gefühl, dass dir das Problembewusstsein fehlt? Dann arbeiten wir nun gemeinsam daran, dein Problembewusstsein zu stärken!

Hinweis vorab:

Du wirst mit jeder Klausur, die du schreibst besser werden. Du wirst, wenn du deine Klausuren richtig analysierst, dein Problembewusstsein ganz natürlich stärken. Dein Problembewusstsein wird auch durch mehr und mehr Wissen gestärkt. Vertraue also ein wenig auf den Prozess und habe Geduld mit dir! Ein Klausuren-Meister ist noch nie vom Himmel gefallen. Es erfordert Arbeit, Geduld und Resilienz, um die Fähigkeit des Klausurenschreibens zu beherrschen


Der wichtigste Punkt ist das Erkennen von Problemen. Rennst du an einem Problem fröhlich vorbei, wird sich das auf deine Klausurbenotung auswirken. Sehen wir also zu, dass du, wie ein Detektiv, deine Beschatter (=Probleme) ausfindig machen kannst!

 

1. Die Vorarbeit – Basiswissen und Grundkonstellationen

Um dein Problembewusstsein zu stärken kannst du bereits Vorarbeit leisten. Dich vorbereiten. Wissen hilft zum Teil, Probleme zu erkennen. Achte auf die Basics, also Prüfungsschemata und Definitionen. Entscheidend ist, dass du zunächst einmal von dem Grundfall, der Grundkonstellation ausgehst und diese verstehst und lernst. Erst dann, wenn du weißt, wie der Normalfall aussieht, solltest du dich mit Fallabweichungen beschäftigen. Befasse sich also erst mit problematischen Fallkonstellationen, wenn du die Grundkonstellation verstanden hast.

Ist dir die Grundkonstellation klar, so wirst du auch in einem neuen Klausursachverhalt Abweichungen erkennen. Du wirst sehen, dass in diesem Sachverhalt “etwas nicht stimmt”.

 

2. Probleme in der Klausursituation erkennen

Wenn du die entsprechende Vorarbeit geleistet hast, bist du schon einmal gut aufgestellt. Nun widmen wir uns einmal der Klausursituation selbst….

Hinweise im Sachverhalt?

Sei aufmerksam und achte auf Hinweise im Sachverhalt. Worum wird gestritten? Welche Aspekte nehmen textlich viel Umfang ein? Wenn dir hier ein oder zwei Dinge auffallen, hast du wahrscheinlich schon deine Beschatter erkannt.

Lösungsskizze fertigstellen

Erstelle eine Lösungsskizze. Einige Examenskandidaten oder Studenten in den unteren Semestern fertigen keine Lösungsskizzen an. Mache dir dies zur Gewohnheit. Mache es dir auch zur Gewohnheit, deine Skizzen stets bis zum (bitteren) Ende fertigzustellen. Verzichtest du auf eine Lösungsskizze, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass du Probleme übersiehst oder unproblematische Punkte aufbauschst, immens. Erstellst du aber eine saubere Skizze mit sämtlichen Voraussetzungen, fällt schnell auf, wo etwas “komisch” ist.

Do not rush

Häufige Ursache für das schlichte Übersehen von Problemen ist die Geschwindigkeit, mit der über bestimmte Voraussetzungen “hinweggeprüft” wird. Denke dich wieder in die Position eines Detektiven hinein: Wenn du den Waldweg entlang joggst oder gar rennst – wirst du dann sehen, wenn sich ein Beschatter hinter einem Baum versteckt und heimlich Fotos macht? Wahrscheinlich nicht. Gehst du allerdings ruhig und gelassen den Waldweg entlang kannst du in aller Ruhe und gelassen prüfen, ob sich hinter einem Baum ein Beschatter verbirgt.

Gehe so auch in Klausuren vor. Springe nicht zu schnell von Voraussetzung zu Voraussetzung. Gehe das Prüfungsschema sorgfältig durch. Und zwar jeden einzelnen Punkt. Jedenfalls gedanklich. Bleibe bei jeder Voraussetzung kur “stehen” und prüfe hier sauber unter Zuhilfenahme der Definition. Denkst du wirklich bei jedem Prüfungspunkt einmal nach, was zur Bejahung dieses Punktes definitorisch und sachverhaltstechnisch erforderlich ist, lassen sich so manche Fehler vermeiden.

Check-up

Mache einen kurzen Check-up, wenn du deine Lösungsskizze fertiggestellt hast. Prüfe, wo in der Klausur die Probleme stecken. Lehne dich vielleicht auch einmal kurz zurück (das meine ich so!) und denke darüber nach, wie du diesen Fall und das Problem dieses Falles einem juristischen Laien berichten würdest. Suche dieses Problem in deiner Lösungsskizze und markiere diese Stelle. Mach dir durch diesen Check-up klar, wo du richtig in die Tiefe gehen möchtest und wo du Voraussetzungen nur kurz abhandelst.

 

3. Die Nacharbeit

Die Nacharbeit ist Vorarbeit für die nächste Übungsklausur. Lasse dir die Effekte einer guten Nacharbeit nicht entgehen.

Analysiere deine Übungsklausur und stelle dir diese Fragen, um dich selbst zu überprüfen.

  • Hast du die Probleme erkannt?
  • Hast du die Probleme ausführliche bearbeitet?
  • Hast du unproblematisch Aspekte in der gebotenen Kürze behandelt?
  • Woran liegt es, dass ich ein Problem übersehen habe?
  • Wie kann ich sicherstellen, dass ich dieses Problem in künftigen Klausuren erkennen kann?

Zudem kannst du damit beginnen, strategisch vorzugehen und Probleme vorherzusehen:

Ermittle für wichtige Rechtsgebiete und wichtige Normen ein spezifisches Problembewusstsein. Das ist leichter, als du denkst. Achte einmal darauf, sowohl in kleineren Übungsfällen, als auch in Übungsklausuren, wo sich die Probleme häufen. Wo stehen die Beschatter in Gruppen zusammen?

Häufig gibt es bestimmte Prüfungspunkte, Voraussetzungen und Merkmale, an denen es klassischerweise zu Beschatter-Gruppen (=Problemhäufungen) kommt. Zum Beispiel wird beim Diebstahl (§ 242 StGB) häufig die “Wegnahme” oder aber die “Zueignungsabsicht” problembehaftet sein. Sei künftig aufmerksam und achte auf solche “Gruppen-Effekte”. Wenn du dir klargemacht hast, an welchen Stellen es wieder und wieder zu Problemen kommt, schärft sich dein Blick für Probleme in den künftigen Klausuren. Ein ähnlicher Effekt wie, wenn du dir ein blaues Auto gekauft hast und nun überall blaue Autos siehst. Weil du deinen Blick genau dafür geschärft hast. Dadurch stellst du sicher, dass dir Probleme in diesen klassischen Problemfeldern nicht mehr durch die Lappen gehen.

 

V. It’s your turn


Ich hoffe, dir haben diese kleinen Tipps helfen können. Schreibe gern in die Kommentare, ob dir der Artikel gefallen hat und ob du weitere Artikel dieser Art hier bei der StudyStunner Academy lesen möchtest. Gerne kannst du in den Kommentaren auch deine eigenen Tipss und Tricks teilen, damit wir einander helfen können.

 

VI. Verknüpfte Schwierigkeiten


Ein Problem kommt selten allein, nicht wahr?

Das mangelnde Problembewusstsein geht häufig mit anderen Problemen einher: Falsche Verortung von Problemen, ungenaue oder stilistisch schwache Problemdarstellung, richtige Schwerpunktsetzung. Dies sind nur einige Beispiele. Stay tuned…es wird bald hierzu weitere Blog Artikel geben.

 

VII. Klausuren selbstbewusst meistern?


Das ist möglich. Wenn du das Thema Klausuren und den Umgang mit unbekannten Problemen und umfangreichen Sachverhalten erlernen möchtest, sei doch gern bei dem nächsten Kurs von StudyStunner dabei:

Hinterlasse ein Feedback

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert