LL.M. am Trinity College Dublin und Arbeiten im europäischen Ausland

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In diesem Beitrag möchte ich dir einen fundierten Überblick darüber geben, warum es lohnenswert ist, einen LL.M. zu absolvieren und dir die Unterschiede zum deutschen Jura-Studium gegenüber dem LL.M.-Programm „Intellectual Property and Information Technology Law“ am Trinity College in Dublin erläutern. Darüber hinaus wirst du erfahren, ob und welche beruflichen Möglichkeiten man als deutsche:r (Voll- oder Diplom)-Jurist:in nach dem LL.M. hat, in der irischen Hauptstadt beruflich Fuß zu fassen.

I. Warum solltest du einen LL.M. überhaupt machen?


Ein LL.M.-Studium bietet mehrere Vorteile, weshalb es lohnenswert erscheint, ein solches zu absolvieren. Zum einen werden durch das Studium im englischsprachigen Ausland deine Englischkenntnisse weiter gefestigt. Darüber hinaus stellt es eine Zusatzqualifikation dar, die den Berufseinstieg sowohl in Deutschland erleichtern als auch im Ausland ermöglichen kann. Zum anderen wirst du durch die Teilnahme an einem LL.M. Programm ganz automatisch den berühmten juristischen „Blick über den Tellerrand“ werfen.

Das Absolvieren eines LL.M.-Programms im Ausland kann auch dazu beitragen, dass du einen anderen Blick auf dein juristisches Studium bekommst. Du kennst sicherlich den Spruch „Mit Jura kann man alles machen“. Was genau nun „alles“ im Einzelfall für dich bedeutet, kann durch ein Auslandsstudium weiter konkretisiert werden.

Zuletzt sollte beachtet werden, dass in der (Groß-)Kanzleiwelt der Erwerb eines LL.M. im englischsprachigen Ausland zu einem erhöhten Einstiegsgehalt führen kann oder im Rahmen der „2 aus 4-Regel“ (die Faktoren sind jeweils eine Prädikatsnote im 1. und 2. Examen, eine abgeschlossene Dissertation und ein abgeschlossener LL.M. im englischsprachigen Ausland) einen entscheidenden Vorteil darstellen, der eine Einstellung ermöglicht.

II. Wie läuft ein LL.M. am Trinity College im Vergleich zum deutschen Jurastudium ab?


Während eines LL.M.-Studiums in Irland wirst du sehr schnell in Kontakt zum case law des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) kommen. Viele Vorlesungen haben europäische Bezüge. Die Prüfungsleistungen der LL.M. Programme werden nicht in Form von Klausuren und darin anzufertigenden Gutachten inklusive Fallfrage erbracht. Vielmehr geht es in einem ersten Schritt darum, seine eigene Forschungsfrage (research question) zu finden und Schritt für Schritt zu präzisieren. Einzige Bedingung ist häufig lediglich, dass die eigene Forschungsfrage sich im Rahmen der besprochenen Vorlesungsinhalte bewegt. Sodann ist die eigene Forschungsfrage im Rahmen eines Essays (Einleitung, Hauptteil und Schluss) auch tatsächlich zu beantworten. Dazu müssen dann das einschlägige case law nationaler Gerichte sowie des EuGHs sowie Literatur wie Handbücher, wissenschaftliche Aufsätze oder Lehrbücher gesichtet werden. Es geht darum, ein Argument (argument) zu formulieren etwa: „Die Europäische Union benötigt ein europaweites ‚Recht auf Remix“, um einen rechtlichen Flickenteppich aufgrund unterschiedlicher Regelungen zu vermeiden.“ Dieses Argument muss dann mit den bereits dargestellten literarischen Quellen belegt werden. Daneben ist es unerlässlich, eine Kernkompetenz zu erwerben und anzuwenden, nämlich die kritische Würdigung der aufgefundenen Literatur (critical thinking). Ein hervorragendes Essay zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man als Verfasser:in mit den aufgefundenen Quellen interagiert (engagement) und die jeweiligen Einzelargumente in einer logischen Reihenfolge prägnant darstellt (cohesion). Eine bloße Wiedergabe von aufgefundenen Quellen ist daher nicht ausreichend.

Du siehst also, dass das Prüfungsformat „Essay“ etwa am Trinity College so ganz anders ist, als die von den deutschen Universitäten geforderten Falllösungen in Klausur und Hausarbeit. Es gibt keinen „Fall für alle“, sondern man muss sich überwiegend seine Aufgabenstellung zunächst selbstständig erarbeiten. Es gibt zu den Themen der Anfertigung von Essays viele gute Bücher, weshalb man als Diplomjurist:in keine Sorge haben sollte, sich nicht auch in diese neue Thematik einarbeiten zu können.

III. Und danach: Arbeiten als deutsche:r Jurist:in in Dublin?


Dublin ist nach dem „Brexit“ der einzige Mitgliedsstaat der Europäischen Union, der als offizielle Amts- und Landessprache englisch gewählt hat. Wirtschaftlich gesehen sind durch den Brexit die Verbindungen in den DACH-Raum noch enger geworden. Dies ermöglicht es interessierten Jurist:innen wie dir, Erfahrungen im Ausland etwa im Rahmen eines Praktikums (internship) oder Traineeships zu sammeln. So sind deine deutschen Sprachkenntnisse in Kombination mit dem 1. Examen (oder sogar schon dem 2. Examen) bei Kanzleien oder Unternehmen sehr gerne gesehen. Regelmäßig suchen Unternehmen daher qualifizierte Jurist:innen aus den Ländern Deutschland, Italien, Spanien oder Frankreich, um sich deren Sprach- und Rechtskenntnisse „vor Ort“ in Dublin zu Nutze zu machen.

Vor meinem LL.M.-Studium war mir nicht bewusst, dass Deutschkenntnisse in Kombination mit einer soliden deutschen juristischen Ausbildung in Dublin so gefragt sein könnten. Wenn du daher mit dem Gedanken spielst, deine juristischen Kenntnisse und Fähigkeiten in einem internationalen Umfeld anzuwenden und Englisch als Arbeitssprache erlernen und anwenden möchtest, könnte ein LL.M.-Studium in Dublin dein nächster Schritt sein.

IV. Fazit


Für dich ist ein LL.M. in Dublin die richtige Wahl, wenn einer der nachfolgenden Punkte auf dich zutrifft:

  • Du möchtest deine Englischkenntnisse auf ein „verhandlungssicheres Niveau“ heben
  • Du möchtest deine Karrierechancen in einem hochkompetitiven Bewerberumfeld etwa bei der Bewerbung in einer Großkanzlei verbessern
  • Du möchtest einen neuen akademischen Ansatz kennenlernen
  • Du kannst dir vorstellen, nach deinem LL.M. in Irland zu arbeiten

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Dein Autor

Christian Philipp

Christian hat an der Philipps-Universität in Marburg studiert und sein Referendariat mit Stationen bei Willkie Farr & Gallagher LLP, Boehringer Ingelheim sowie der Siemens AG in München absolviert. Aktuell absolviert er das LL.M.-Programm „Intellectual Property & Information Technology Law“ am Trinity College in Dublin. Ab Mitte August 2025 wird er ein Praktikum bei einem Technologiekonzern in Dublin absolvieren.

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